Die Zukunft des Blasrohrsports
Eine Beitrag über neue Technologien, Trends und Entwicklungen im Blasrohrbereich, um den Sport weiterzuentwickeln und für mehr Menschen zugänglich zu machen. Basierend auf dem aktuellen Stand und neuesten Entwicklungen versuche ich einen Ausblick zu geben.
Organisation und Entwicklung der Anzahl aktiver Schützen
Die Ursprünge des Blasrohrsports in Deutschland reichen nun schon gut über ein Jahrzehnt in die Vergangenheit. Im Jahr 2013 wurde die erste Deutschen Meisterschaften Blasrohr Halle organsiert und kurz danach gründete sich der Verein Deutscher Blasrohr-Sport Club (DBSC). Nachdem der DBSC 2017 sich aufgelöst hatte, gründete sich der Blasrohr-Sportverband Deutschland e.V. (BSVD) um die Weiterentwicklung des Blasrohrsports voranzutreiben. Auch der Bayerische Sportschützenbund (BSSB) war einige Jahre im Blasrohrsport aktiv. Die interne Verbandarbeit des BSSB und anderer Akteure führte im Jahr 2022 dazu das der Deutsche Schützenbund (DSB) als neuer Akteur auf der Bildfläche erschien. Der Dachverband hatte sich der Thematik angenommen und mit der Sportordnung 2023 den Blasrohrsport als Disziplin aufgenommen. Mit 1,35 Millionen Schützen in über 14.200 Vereinen ist der DSB ein Schwergewicht im Sport.
Aktueller Stand der Entwicklung
Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt ein erfreuliches Bild und zeigt das die Zukunft des Blasrohrsports positiv zu werden scheint. Dem BSVD gelang es regelmäßige Verbandsturniere zu absolvierend und auch die Teilnehmerzahlen entwickelten sich positiv. Wenn auch in Coronazeiten es den ein oder anderen Rückschlag gab.
Der DSB hat insbesondere seit Ende 2022 verstärkt seine Vereine und Mitglieder angeschrieben und für die neue Disziplin Werbung gemacht. Inzwischen ist es dem DSB gelungen in vielen seiner Landesverbänden den Blasrohrsport an den Start zu bekommen. Zahlreiche Vereine haben Interesse gezeigt bzw. sind schon aktiv im Blasrohrsport. Veranstaltete Regionalturniere inkl. Bundesturnier 2022 und viele geplante Landesmeisterschaften (inkl. bundesturnier) für 2023 runden das Bild der positiven Entwicklung innerhalb der DSB Strukturen ab.
Weitere Entwicklung
Aufgrund der erfolgreichen Arbeit des BSVD und des DSB ist mit einer weiter zunehmenden Zahl an aktiven Blasrohrschützen für die kurz- und mittelfristige Zukunft zu rechnen. Insbesondere die Aktivitäten des DSB dürften zu einem Sprung in der kurzfristigen Entwicklung nach Oben sorgen da viele Vereine konzentriert angesprochen und aktiviert werden konnten. Belastbare Zahlen bzgl. aktiver Blasrohrschützen sind aktuell leider noch nicht ermittelbar. Insbesondere da auch viele Blasrohrschützen auch in anderen Disziplinen, wie z.B. dem Bogensport, aktiv sind.
In der Öffentlichkeitswahrnehmung (Printmedien, Internet, TV) ist der Blasrohrsport ebenfalls angekommen. TV Beiträge in der SWR Landesschau Baden Württemberg und dem NDR sind hier erste positive Anzeichen. Zahlreichen Veröffentlichungen in Printmedien sind ebenfalls bekannt.
Mittel- und Langfristig ist dann ein organisches Wachstum anzunehmen. Insbesondere die gesteigerte Reichweite über die Schützenvereine des DSB und der mediale Aufmerksamkeit dürften hier treibende Faktoren sein. Die niedrigen Einstiegshürden und die Jugendarbeit in den (Schützen)Vereinen sollten für einen stetigen Nachwuchs sorgen. Auch die engen Verbindungen in die wachsende Bogensportszene ist ein positiver Treiber für die Anzahl aktiver Blasrohrschützen. Mit zunehmender Bekanntheit des Blasrohrsports ist davon auszugehen das viele Bogen- bzw. Sportschützen den Blasrohrsport als weiteres Betätigungsfeld erkennen. Ein Erfolgsfaktor für den Blasrohrsport in der Zukunft wird sein, diese Nähe produktiv zu nutzen.
Aufgrund der einfachen Rahmenbedingung für die Ausübung des Blasrohrsports, wird auch die Gruppe an Blasrohrschützen weiter zunehmen, die in keinem Verein- oder Verband organisiert sind. Für die Vereine und Verbände stellt diese Gruppe natürlich ein Potential an neuen Mitgliedern dar, es dürfte aber schwer sein passende Angebote dafür anzubieten. Sehr viele dieser Schützen gehen dem Blasrohrsport zwar leidenschaftlich nach, aber meiden aus diversen Gründen irgendwelche Bindungen zu Organisationen und Verbänden. Die Gründe sind dabei sehr vielfältig und schwer zu fassen.
Die Sportverbände
Die Aufsplitterung des Blasrohrsports auf zwei Verbände (BSVD und DSB) ist nicht optimal, dürfte aber keine negativen Auswirkungen auf die weitere Entwicklung haben. Eine stärkere Kooperation der beiden Verbände wäre aber trotzdem zu begrüßen.
Beide Verbände ergänzen sich zum aktuellen Zeitpunkt sehr gut. Der BSVD punktet mit der Konzentration auf den Blasrohrsport, dem breiten Angebot an Blasrohrdisziplinen und dem einfachen Verbandszugang (man kann auch ohne Vereinszugehörigkeit Mitglied werden). Der DSB hat seine Stärken in der Reichweite (sowohl medialen als auch verbandsinternen), den starken Verbandsstrukturen und damit verbunden die Möglichkeiten zukünftig umfangreiche Aus- und Fortbildungsangebote und Wettkämpfe deutschlandweit anzubieten. Mit steigender Anzahl aktiver Blasrohrschützen innerhalb des DSB wird der DSB vermutlich sein Angebot an unterschiedlichen Blasrohrdisziplinen weiter vergrößern (z.B. 3D Blasrohrschießen oder ähnliches).
Aktuelle Anbieter und deren Entwicklung im Blasrohrsport
Die Anbieter für Zielscheiben, Zielscheibenauflagen und 3D Zielen für den Blasrohrsport sind weitgehend Deckungsgleich mit den Anbietern im Bogensport. Viele der Bogensporthändler haben diese Nähe erkannt und bieten Produkte aus dem Bereich des Blasrohrsport nun auch an. Die Blasrohrschützen wurden als weitere Zielgruppe erkannt und das Marketing bzw. Produktsortiment dafür angepasst. Dieser Trend sollte sich fortsetzen.
Anbieter in dem Bereich die sich speziell nur an die Blasrohrsport-Gemeinde richten sind extrem selten. Für die kurz und mittelfristige Zukunft wird das nach meiner Meinung auch so bleiben. Das mögliche Umsatzvolumen, welches nur durch blasrohrsportaktive Vereine und Schützen generiert werden kann, dürfte aktuell und in der nahen Zukunft noch zu gering sein um größere spezialisierte Herstellungs- und Verkaufsstrukturen zu ermöglichen. Trotzdem wird das ein oder andere kleine Unternehmen sicher die Nische „Blasrohrsport“ nutzen und sich etablieren können.
Im Bereich der Sportgeräte (Blasrohre, Blasrohrpfeile, Blasrohrköcher) gibt es noch keine wirklich großen Hersteller bzw. Händler. Der Markt ist von einigen Kleinunternehmen und noch sehr wenigen mittleren Unternehmen geprägt die Produkte dafür herstellen. Meist als Ergänzung zum bisherigen Produktsortiment. Viel Blasrohrschützen setzten darüber hinaus auf Eigenbauten was die Nachfrage ebenfalls dämpft.
Mittel und langfristig wird hier sicher der ein oder andere die Chance erkenne, den Blasrohrbau und Bau des Zubehörs weiter professionalisieren und dann am Markt anbieten. Die steigende Nachfrage durch die steigende Anzahl Blasrohrschützen wird hier eine Marktlücke für neue Unternehmen eröffnen. Für jetzt schon aktiven Anbieter eröffnen sich weitere Wachstumschancen. Aufgrund der sich aktuell entwickelten „Standards“ wird der Anteil an vollständigen Eigenbauten im Blasrohrsport zurückgehen. Aktuell sind Eigenbauten nicht selten dem Umstand geschuldet das es keinen kommerziellen Anbieter dafür gibt. Das sollte sich mittel- bis Langfristig etwas verschieben.
Technologische Entwicklung
Aufgrund des noch beschränkten Angebots sind viele Eigenbauten im Blasrohrsport vertreten. Die Bandbreite der verwendeten Technologien und Einsatzmaterialien ist dabei enorm. So sind z.B. Stricknadeln, Holz–Schaschlikspieße oder Produkt aus dem Modellbau- und Medizinbereich (z.B. Carbonschäfte oder für Konen-Rohlinge) weit verbreitet. Ebenso viele verschiedene Einzellösungen der Kleinunternehmen welche den Markt bedienen. Standards in der Ausrüstung haben sich hier noch nicht wirklich etabliert bzw. bilden sich gerade erst so langsam heraus. Durch die Sportordnungen des DSB und BSVD sind die Leitplanken für die Ausrüstungen nun aber gesetzt.
Mit steigender Schützenanzahl und damit einhergehender Nachfragesteigerung, werden bestehende Anbieter versuchen zu wachsen bzw. neue am Markt auftreten. Diese werden auch versuchen sich von der Konkurrenz durch spezielle Bauarten, die eingesetzten Materialien oder andere Speziallösungen abzusetzen. Die Zukunft des Blasrohrsports dürfte hier sehr vielfältig werden. Als weiterer Treiber der Entwicklung wird das steigende Leistungsniveau auf den Wettkämpfen dienen. Die TOP-Schützen werden immer mehr Zeit, Wissen und Erfahrung in die Optimierung ihrer Ausrüstung stecken. Diese Erfahrungen werden dann auch sicher von dem ein oder anderen Hersteller aufgegriffen, und so ihren Weg in die Produktentwicklung finden.
Entwicklungen im Blasrohrbau
Aktuell dominieren Blasrohre mit Alurohr den Markt. Aufgrund der guten Erfahrungen damit und der einfachen und preisgünstigen Verfügbarkeit, wird das Alurohr auch in der Zukunft das Standardmaterial für Blasrohre darstellen. Carbonrohre und Blasrohre mit Glaslauf sind aktuell Nischenprodukte und werden das auch vermutlich erstmal bleiben. Carbonrohre werden insbesondere für Schützen interessant sein, die auf eine extrem leichte Ausrüstung Wert legen. Blasrohre mit Glaslauf werden aufgrund ihres hohen Herstellungspreises dem „Luxussegment“ vorbehalten bleiben. Aktuell zeichnet sich noch kein Vorteil der Glasrohre durch deutlich bessere Schusseigenschaften ab. Preisgünstigere Alublasrohre sind daher auch bei steigender Leistungsdichte in den Wettbewerben weiterhin zu den Glasrohren voll konkurrenzfähig.
Blasrohre bei denen das pfeilführende Rohr aus Naturmaterial wie Holz oder Bambus ist, werden im Wettkampfumfeld weiterhin keine wesentliche Rolle spielen. Für nicht-wettkampforientierte Schützen oder handwerklich begeisterte, werden diese aber eine Option für das Schießen Zuhause darstellen.
Entwicklungen im Pfeilbau
Aktuell dominieren bei den kleinen Kalibern (z.B. 10mm) die Nadeldarts als bevorzugte Pfeilart. Dies dürfte sich aufgrund der kleinen Kaliber und deren „Platzangebot“ auch in Zukunft nicht wesentlich ändern. Bei den Kalibern 13mm bis 16mm gibt es zwei dominierende Pfeilarten. Die Pfeile mit Carbonschaft (und Metallspitze), und die Pfeile mit Holz/Bambusschaft. Es ist aktuell nicht davon auszugehen das sich dies wesentlich ändert. Auch wenn mit vielen Alternativen aktuell in der Blasrohrgemeinde experimentiert wird. Es zeichnet sich ab das die Pfeile aus Naturmaterialien sich im Anfänger/Jugend und im Outdoorbereich einen festen Platz erarbeiten werden. Gründe dafür sind die Preisgünstigkeit, die bessere Umweltverträglichkeit bei Verlust in der Natur und das geringere Verletzungsrisiko. Die Carbonschaftpfeile werden sich höchstwahrscheinlich bei den ambitionierten Scheiben- wie auch 3D-Schützen etablieren. Ihre Robustheit und gleichbleibenden Eigenschaften (keine Unterschiede zwischen den Pfeilen) sind hier die maßgeblichen Gründe dafür. Aber auch perfekt abgestimmte Holz/Bambuspfeile wird der ein oder andere ambitionierte Schütze nutzen.
Bei der Bauart, insbesondere Art/Material der Kone und Befestigung der Kone, ist eine Prognose in die Zukunft schwieriger. Es zeichnet sich aber ein kleiner aber stetiger Trend zu fertigen aufsteckbaren Plastikkonen ab. Auch wenn das Angebot herstellerseitig, hier noch sehr gering ist. Das selber Herstellen von Konen durch zuschneiden von Medizinprodukten (die sogenannten Riester-Konen) oder ähnlichem, und deren Befestigung auf dem Schaft durch individuelle Befestigungslösungen, werden mehr und mehr verdrängt werden. Gründe dafür sind das wachsende Angebot an „Fertigkonen“, dem geringeren Arbeitsaufwand für den Schützen und die einfachere Handhabung.
Die Zukunft des Blasrohrsports – Die Zusammenfassung
Die Zukunft des Blasrohrsports dürfte nach aktueller Einschätzung von mir eine positive Zukunft sein. Insbesondere durch den „Einstieg“ des Deutschen Schützenbundes in den Blasrohrsport erfährt der Blasrohrsport eine zusätzliche mediale Aufmerksamkeit wie auch eine enorme Aufmerksamkeit in einer Vielzahl von Vereinen. Das dürfte sich sehr positiv auf die Anzahl der aktiver Schützen auswirken. Auch der BSVD wird zu der Entwicklung beitragen und sicher auch von der Aufmerksamkeit durch den DSB profitieren.
Die damit einhergehende Verbreitung des Blasrohrsports wird sich auch positiv auf der kommerziellen Anbieterseite bemerkbar machen. Der Markt wird zunehmend für Anbieter interessant. Das bietet Chancen für schon aktive Anbieter wie auch für Markteinsteiger.
Der Eigenbau von Blasrohren und Blasrohrzubehör wird auch weiterhin ein festen Platz im Blasrohrsport haben. Langfristig könnte es, aufgrund der sich aktuell entwickelten Standards und höherer Anbietervielfalt, jedoch zu einem Rückgang der Eigenbauten kommen.
Blasrohre aus Aluminiumrohren werden weiterhin die Schießlinie dominieren. Preisgünstig, einfach zu beschaffen, gute Eignung und Verfügbarkeit sind die Gründe dafür. Blasrohre aus einem Carbon- und Glasrohr werden ihre Nischen im Blasrohrsport finden.
Bei den Blasrohrpfeile werden die Holz/Bambus-Pfeile wie auch die Pfeile aus Carbonschaft mit Metallspitze ihre Vorherrschaft auch in Zukunft verteidigen. Zum einen Aufgrund der Vorgaben der Sportordnungen, wie auch aus Gründen ihrer individuellen Eigenschaften bzgl. Handhabung und Verfügbarkeit.